Den Vereinen in der Region fehlen die Ehrenamtlichen
Er spielt selbst kein Instrument. „Ich bin damals durch meine Tochter zum Verein gekommen.“ Er grinst und verrät, dass er sich vom einfachen Helfer, Grillmeister und Bier Zapfer zum zentralen Organisator hochgearbeitet hat. „Die meisten Helfer sind Eltern von ehemaligen Musikern im Verein“, ergänz Klotz. Die Musiker sind zum Teil in anderen Vereinen und spielen Musik oder haben andere Interessen gefunden, die Eltern jedoch blieben bei der Stange. Der Musikverein Ötlingen hat rund 200 Mitglieder, davon sind 20 aktive Musiker und 20 ehrenamtliche Helfer. „Wenn es drauf ankommt, kommen auch mehr Helfer dazu. Da haben wir kaum Probleme, kurzfristig mehr Personal zu finden.“
.“ Und wenn Feste anstehen, wie etwa das Maibaumstellen oder das Herbstfest, gilt es etwa 30 Positionen und Aufgaben zu verteilen. Jeweils einen Monat vor dem Anlass beginnt Thomas Klotz mit der Organisation und damit auch, die Helfer zu engagieren. „Das ist wie im Ameisenhaufen“, lacht Klotz, „den Helferstamm zu disponieren, wenn immer wieder Absagen kommen, ist schier unmöglich und doch klappt es am Schluss immer.“ Kurz vor dem Fest steigt die Anspannung und manchmal ist auch der Ton etwas rauer, „aber sobald der Event steigt, ist die Stimmung wieder gut.“ Thomas Klotz freut sich, dass auch aus anderen Vereinen Unterstützung bereitsteht: „Mitglieder von der Fußballabteilung des TSV Ötlingen übernehmen oft den Bierwagen. Wir helfen uns da gegenseitig.“
Wenn Wirtschaftsführer Thomas Klotz und der erste Vorsitzende, Josef Schneider, in die Vereinszukunft blicken, werden sie nachdenklich: „Das durchschnittliche Alter in unserem Musikverein ist relativ hoch“, sagt Schneider. Die Jugendarbeit wird immer wichtiger für die Vereine, damit der altersbedingte Mitgliederschwund aufgefangen werden kann. Der Vereinschef erklärt: „Früher traten die Leute einem Verein bei, weil schon die Eltern dabei waren oder wenn ein Fest gut war. Heute funktioniert das nur noch über gezielte Jugendförderung.“ Es ist beiden klar, dass sich heutzutage immer weniger an das Vereinsleben binden wollen. „Mittlerweile dienen die Feste dazu, um Geld für die Jugendarbeit zu verdienen. Denn Neuanschaffungen oder Reparaturen von Instrumenten verursachen oft sehr hohe Kosten.“
Klotz vermutet: „Die Menschen denken, dass die Vereine mit den Festen reich werden. Das ist längst nicht mehr so. Zudem gibt es ja kaum noch Dirigenten im Ehrenamt. Diese bekommen zumindest eine Aufwandsentschädigung.“ Den Musikern scheint bewusst zu sein, dass Ehrenämter wichtig sind, diese aber zu besetzen ist schwierig. Schneider dazu: „Die Leute stehen nicht Schlange.“ Händeringend sucht der Vereinsvorstand seit mehreren Monaten erfolglos einen Nachfolger für Thomas Klotz. Dabei ist der Aufwand für das Ehrenamt pro Jahr gering. Zu den Anforderungen zählen eine breite Schulter und ein dickes Fell.
Genau diese Leute braucht es, damit die Vereine auch in Zukunft noch überleben können. Mittlerweile überlegen sich Josef Schneider und Thomas Klotz, die Aufgaben des Wirtschaftsführers zu teilen, damit nicht einer allein alles erledigen muss. Und der Musikverein Ötlingen bei Kirchheim unter Teck ist nicht der einzige Verein, der über sinkende Mitgliederzahlen klagt. Die jungen Aktiven wechseln meist aus den Dorfvereinen in die Stadt oder sind durch Ausbildung und Beruf nicht mehr bereit, sich zu binden. Im Blasmusikverband Esslingen spielen derzeit rund 4000 Aktive Musiker. Knapp die Hälfte der Mitglieder sind unter 18 Jahre alt. Dem Schwund soll auch das 20. Landesmusikfestival am 2. Juli 2017 in Horb am Neckar entgegenwirken. Weitere Informationen gibt es unter www.landesmusikfestival-2017.de