Haselnussbäume und Naturschauspiel in der Zitadellen-Waldidylle
In der altgermanischen Mythologie sind die Haselnussbäume dem Donnergott Thor geweiht. Im Frühling werden die Zweige, mit ihren männlichen und weiblichen Kätzchen, die auch als Wünschelruten zum auffinden der Quelle verwendet werden gesammelt. Auf Getreidebündel gelegt sollen sie Gehöfte vor Blitzen schützen. Die Haselnuss wird auch als „Zauberelixier “ für sinnliche Stunden dem Badegel beigemischt. Nach einem Hochzeitsbrauch überliefert aus der römischen Zeit werden in Italien, während die Braut zum Tempel geführt wird, dem Paar Haselnüsse als Glücksbringer auf ihren Weg gestreut. In dem Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, musikalisch untermalt vom Prager Sinfonieorchester, ermöglichen die „Zaubernüsse“ prächtige Gewänder, um neckend einem übermütigen Prinzen Einsichten,seiner eigenen Federführung,aufzuzeigen.
Eine Fabel im Fernsehen fühlt sich anders an als eine Theateraufführung, oder eine selbst erlebte „ phantastische“ Geschichte. Aschenbrödel von ihrer herrischen Stiefmutter um Stand und Besitz gebracht, verliebt sich wahrhaft in einen Prinzen. Dieser ist jedoch als ein Leichtfuß verschrieen. Um einen würdigen Nachfolger des Königreiches repräsentieren zu können, zwingt ihn sein Vater zur Heirat. Für die Brautwahl wird ein Hofball arrangiert. Der widerspenstige „Brautanwerber“ tritt beim Balztanz allen Damen auf die Füße, bis er mit „seiner Tänzerin“ dem Aschenbrödel tanzt. Ihr macht er einen Heiratsantrag. Doch Aschenbrödel macht eine Vermählung davon abhängig, ob der Thronanwärter das Rätsel ihrer vorherigen Begegnungen und ihrer geheimnisvollen Verwandlungen, ohne die prachtvollen Gewänder, durch den Haselnusszauber erkennt. Im vergangenen Jahr haben in Norwegen die Dreharbeiten einer zeitgenössische Variante, dieser bezaubernden Erzählung,begonnen.
Kinopremiere hatte der Kult-Märchenfilm “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ 1973. Inspiriert von dem gleichnamigen Märchen der Autorin Božena Nëmcová sowie „Aschenputtel“ von den Gebrüdern Grimm. In ihrer Überlieferung erscheint ein weißer Vogel im Haselnussbaum, der prächtige Ball-Kleider und Tanz-Pantoffeln herunter wirft, damit „Aschenputtel“ angemessen zum Ball-Fest erscheinen kann. Der Literaturwissenschaftler Sacho Szabo sieht in dem Märchenklassiker eine Parabel zur sexuellen Befreiung. Aschenbrödel selbst ergreift die Initiative und verführt den „leichtfüßigen“ Prinzen, zur wahren Liebe. In ihrem Rätsel, das die kindlichen, jugendlichen und erwachsenen Begegnungen, der erwachenden Gefühle füreinander bewahrt, möchte sie auch als der junger Jägersmann wiedererkannt werden. Auf der königlichen Jagdgesellschaft wird sie für ihre Bogen-Schießkünste vom Prinzen mit seinem Ring geehrt. Die Treppe der Original-Filmkulisse Schloss Moritzburg bei Dresden,wo der Prinz ihren Schuh fand, ist heutzutage eine romantische Stätte für Heiratsanträge.
Die Haselnussbäume sind heimisch in alten Wäldern. Vereinzelt auch in der Zitadellen -.Naturlandschaft, wo die heutige von Bäumen umrahmte Freilichtbühne 1921 als Naturtheater, unter prekären Bedingungen eröffnete. Obgleich die Gage manchmal einzig aus frisch gefangenen Havel - Fischen, oder einer gemeinschaftlichen Verköstigung besteht, glühen die Akteure für ihr Kultur-Projekt. Mit Esprit und Gefühl erfreuen sie mit Lustspielen, charmanten Räubergeschichten und Märchen aus vergangenen Epochen ihr Publikum. Zum Hundertjährigen Geburtstag lädt diese besondere Spielstätte (www. Kulturhaus-spandau.de) zu einem ausgewählten Konzert- und Theaterprogramm ein. Zur Einstimmung empfiehlt sich, - so die Pforten der Gastronomie geöffnet sind... -, die historische Zitadellen-Wirtschaft.Eine ihrer Spezialitäten Zitadellen-Spießbraten und als Dessert Waldbeerengrütze. In ihrem atmosphärischen Innen-Gewölbe wird an „Ritter-Abenden“ eine köstlich-deftigen Auswahl an Gaumenfreuden kredenzt. Serviert nach mittelalterlichem Vorbild; heiteren Einfällen von Spielleuten mit Bänkelsängern und Gauklern, in barocker Lustbarkeit.