Caesarforum in Rom

Verfasst von: Dr. Carlo Marino
Julius Caesar (Bild: Carlo Marino)
Zwischen dem 11. und 10. Jahrhundert v. Chr. wurde das Gebiet von einer Grabstätte und ab dem Ende des 9. Jahrhunderts v. Chr. von Wohnhäusern bewohnt. Auf diese Weise entstand eine Wohngegend, die sich in den folgenden Jahrhunderten entwickelte und bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. existierte, als Julius Cäsar eine Entscheidung traf, die das Herz Roms grundlegend verändern würde: den Bau eines monumentalen Platzes in der Nähe des Forum Romanum.
Tempel der Venus Genetrix im Vordergrund (Bild: Carlo Marino)

Caesar nutzte für den Bau seines Forums den Vorwand, er wolle lediglich das Forum Romanum aufgrund des erhöhten Platzbedarfs für die Bevölkerung erweitern. In Wahrheit jedoch diente das später nach ihm benannte Forum einzig und allein zur Glorifizierung seiner Familie und damit indirekt auch seiner selbst. Die Arbeiten begannen 54 v. Chr. Mit dem Kauf von Häusern in der Gegend, die abgerissen werden sollten, um Platz für den Komplex zu schaffen. Auch der Lehmboden des, zum Quirinal hin ansteigenden Geländes wurde eingeebnet. Cicero war Teil jener Arbeitsgruppe, die mit der Planung des Forums beauftragt war. In einem seiner Briefe spricht er von Kosten in Höhe von 60 Millionen Sesterzen, die Caesar aus eigener Tasche an die Hausbesitzer für ihre Grundstücke gezahlt haben soll.

Forum (Bild: Carlo Marino)

Andere Autoren berichten sogar von 100 Millionen Sesterzen. Zum Vergleich, ob dieses Betrags sei erwähnt, dass eine komplette Legion dem römischen Staat jährlich um die 12 Millionen Sesterzen gekostet hatte. Das zentrale Element von Caesars Forum war der Tempel der Venus Genetrix am nördlichen Ende des Platzes. Der monumentale Komplex wurde 46 v. Chr. geweiht und später von Augustus nach dem Tod Cäsars (44 v. Chr.) fertiggestellt. Das Podium ist das einzige erhaltene Element des ursprünglichen Tempels, während die Überreste der drei wieder errichteten Säulen mit dem Gebälk aus einer Rekonstruktion des Gebäudes durch Trajan im Jahr 113 n. Chr. stammen. Das Forum wurde nach einem Brand im Jahr 283 n. Chr. in Ruinen belassen und anschließend rekonstruiert, was die Portiken und den Tempel betraf.

Kardinal Michele Bonelli (Bild: Carlo Marino)

Bis zum Ende der Antike war das Caesar-Forum nicht mehr in Gebrauch und seine Strukturen wurden nach und nach abgerissen und als Steinbruch für neue Gebäude genutzt. Mitte des 9. Jahrhunderts war der Platz von Obstgärten, Weinbergen und Gemüsegärten mit kleinen einstöckigen Häusern besetzt. Gegen das 11. Jahrhundert wurde das Gebiet aufgegeben und wurde zu einem Sumpf, der den bedeutenden Namen „Pantani“ erhielt, was „Sümpfe“ bedeutet. In diesem Zusammenhang entstanden die Kirchen Sant'Adriano (die alte Curia Julia) und Santa Martina, beide mit Fassaden zum Forum Romanum. Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Sümpfe entwässert und an ihrer Stelle entstand ein Wohnviertel. Die Nachbarschaft wurde "Alessandrino" genannt, nach dem Spitznamen von Cardinale Michele Bonelli, der so genannt wurde, weil er in der Nähe der Stadt Alessandria im Piemont geboren wurde.

Der Kardinal war einer der Hauptförderer der Urbanisierung der Sümpfe zusammen mit der Familie Della Valle, die Eigentümer des Caesar's Forum-Gebiets waren. In den gleichen Jahren wurde die Accademia di San Luca in der Nähe der Kirche Santa Martina gegründet. Im Januar 2019 neue Ausgrabungen auf dem Caesar-Forum starteten. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Sovrintendenza Capitolina und dem Dänischen Institut in Rom und wissenschaftlich im Zentrum für die Entwicklung städtischer Netzwerke an der Universität Aarhus verankert. Das Projekt wird von der Carlsberg-Stiftung mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.

Ziel der Ausgrabung ist es, durch Exkavation der heute nicht sichtbaren Teile des Platzes die Stadtentwicklung des Zentrums von Rom ab dem Jahr c. 1200 v. Chr. zu beleuchten bis in die Neuzeit. Darüber hinaus wird durch die Ausgrabung ein Verständnis für die Nutzung des gesamten monumentalen Komplexes geschaffen. Während Mussolinis Diktatur Anfang der 1920er Jahre wurden Pläne gefasst, das Alessandrino-Viertel abzureißen und – nach archäologischen Untersuchungen der darunter liegenden Kaiserforen – eine Verbindungsstraße zwischen dem Kolosseum und der Piazza Venezia, die Via dell'Impero, zu errichten. Im Zuge dessen wurde das Caesarforum in den Jahren 1930 bis 1932 ausgegraben und ist heute wieder offen sichtbar, mit Ausnahme des östlichen Bereichs.