Borderline Krankheit ohne Verständnis
Der Begriff "Borderline" tauchte erstmals im Jahr 1884 auf, der englische Psychiater C. H. Hughes, sprach von einem "Borderland" bei den psychischen Krankheiten. Dieser Begriff wurde später als „Borderline“ übernommen. Durch Adolf Stern (1938) trat er erneut in einer Epoche auf, welche durch die psychoanalytische Theorie geprägt war. Psychische Störungen wurden nach dem Prinzip der Analysierbarkeit klassifiziert. Als analysierbar und behandelbar wurden neurotische Personen angesehen. Personen mit Psychosen wurden als nicht analysierbar und somit als nicht behandelbar betrachtet. Borderline war eine unscharfe und unregelmäßige Grenzlinie zwischen Neurose und Psychose. Durch die Nähe zur Psychose ordnete man die Borderline-Störung dem schizophrenen Formenkreis zu.
In der Forschungsgeschichte gab es vier Hauptströmungen, die in unterschiedlichen Zeiträumen entstanden sind und die teilweise auch parallel zueinander auftraten. Die älteste Forschung, betrachtete Borderline als eine subschizophrene Störung. Eine weitere Studie, versuchte Borderline, als subaffektive Störung zu definieren, die in etwa mit einer manisch-depressiven Erkrankung vergleichbar war. Später wurde sie zunehmend als Impulskontrollstörung eingestuft und die jüngste Bewegung sieht Borderline als posttraumatische Belastungsstörung. Während in verschiedenen klinischen Stichproben deutliche Geschlechtsunterschiede gefunden wurden (ca. 70 % Frauen, 30 % Männer), zeigten sich in der Studie von Grant E. A. (Interviews bei 34.653 Erwachsenen) keine wesentlichen Unterschiede (Lebenszeitprävalenz von 6,2 % bei Frauen und 5,6 % bei Männern).
Verschiedene Gründe für die höhere Prävalenz der Borderline-Störung bei Frauen in klinischen Stichproben werden diskutiert (z. B. das Frauen sich eher in Behandlung begeben als Männer), die Ursachen sind jedoch letztlich noch unklar. Ob auch Kinder von der Borderline-Störung betroffen sind, wird kontrovers diskutiert. Das DSM lässt diese Frage absichtlich offen. Nach psychoanalytischem Verständnis beginnt Borderline schon in der Kindheit und Jugendzeit. Borderline Betroffene weisen charakteristische Denkmuster auf, die auch als „Schwarz-weiß-Denken“ bezeichnet werden. Analog bestehen Muster wechselnder Idealisierung und Entwertung bestimmter Mitmenschen. Es gelingt selten, von emotional bedeutsamen Personen eine konstante Vorstellung zu behalten. Das Selbstbild wechselt zwischen Minderwertigkeit und Größenwahn.
Des Weiteren aktivieren Betroffene zu einem gewissen Maß gleichzeitige widersprüchliche Grundannahmen. Alle diese Denkmuster werden als „spaltende Denkvorgänge“ und als „primitive“ Denkvorgänge charakterisiert. Beide Muster werden mit der projektiven Identifikation assoziiert, die bei Borderline Betroffenen sehr ausgeprägt ist. Die projektive Identifikation ist ein Abwehrmechanismus, bei dem Teile des Selbst, abgespalten und auf eine andere Person projiziert werden. Dadurch werden eigene Inhalte (Werte, Gedanken, Gefühle) als die der anderen Person wahrgenommen. Die typischen Denkweisen treten im Allgemeinen in spezifischen Situationen auf und in Verbindung mit spezifischen Objekten, z. B. wenn der Betroffene stark emotionalisiert ist oder bei für ihn bedeutsamen Dingen.
Außerhalb dieser spezifischen Bedingungen sind Borderline-Persönlichkeiten wiederum in der Lage ganz normal, wie jeder andere Mensch, zu denken. Im einen Moment schwört er ihr seine Liebe, nimmt sie an der Hand und tanzt durch die Wohnung. Kurz darauf brüllt er sie an, weil sie ein Wasserglas auf der Fensterbank statt auf dem Esstisch abgestellt hat. "Ein typisches Verhalten für Menschen mit Borderline", sagt Manuela Rösel, psychologische Beraterin aus Berlin. "Sie kennen nur Extreme." Es sind Grenzgänger zwischen Euphorie und Depression, Selbstüberhöhung und Selbstzweifel, Schwarz und Weiß.
Betroffene erzählen wie sie Ihre Umwelt wahrnehmen und mit Ihrer Krank
J. Schwab Seit knapp einem Jahr habe ich die Diagnose Borderline. Für mich ist es immer noch unbegreiflich, wie man einen Stempel aufgedrückt bekommt und plötzlich nichts mehr so ist, wie es vorher war. Man wird aufgrund dieser Erkrankung einfach nicht mehr ernst genommen. Eigentlich war mein Weg von einer stationären Jugendhilfeeinrichtung in eine eigene Wohnung schon fest geplant, bis alles anders kam und ich jetzt von einer stationären Einrichtung zur nächsten umziehe. Da ich angeblich zu instabil sei um alleine Leben zu können. Für mich ist dies das Schlimmste und mir geht es von Tag zu Tag schlechter. Aus dieser Teufelsspirale komme ich nicht mehr raus.
Im Alltag finde ich die Krankheit sehr anstrengend. Da wenige, vor allem Mitschüler, nicht genügend aufgeklärt sind und auch die Betreuer mir ständig vorwerfen, dass ich mich umbringen möchte. Aus diesem Grund musste ich schon mehrmals in die Psychiatrie. Ich wünsche mir ein größeres Verständnis in der Gesellschaft für dieses Thema. Und das man auch trotz dieser Diagnose ernst genommen werden kann. AUCH WIR KÖNNEN WAS!!! N. Fabrytze Mein Name ist Nina Fabrytzek, ich bin 18 Jahre und bekam die Diagnose 'Borderline' im Januar 2014. Die Krankheit äußert sich bei mir extrem durch ständige Stimmungsschwankungen, selbstverletzendem Verhalten, verschiedenen Ängsten und zwischenmenschlichen Problemen.
Ich verletze mich seit 7 Jahren selbst, aber niemand hat vermutet, dass ich krank bin und mich nicht nur aus Trotz und Aufmerksamkeitssuche verletze. Als ich die Diagnose bekam war mein Umfeld zunächst schockiert. Zurückzuführen ist die Krankheit auf traumatische Kindheitserlebnisse. Allerdings verschlimmerte eine sehr negative Beziehung zu einem Mann im Jahr 2012/2013 meine psychische Lage um einiges. Ich wurde immer aggressiver und verletzte mich immer häufiger selbst. Meine Eltern sagten immer, dass man mit mir nicht mehr vernünftig reden könnte. Diese Krankheit gestaltet zwischenmenschliche Beziehungen als wahre Herausforderung.
. Mal hasst man sein Gegenüber, und im nächsten Moment möchte man einfach nur Liebe schenken. Und manchmal kann man absolut keine Nähe ertragen, und dennoch sehnt man sich irgendwie danach. Ich habe auch oft Angst vor Berührungen anderer Menschen. Momentan mache ich die DBT-Therapie und muss zugeben, dass sie mir schon sehr geholfen hat. L. Schwitalla Ich bin Laura 19 Jahre alt und schon seit mehreren Jahren an Borderline erkrankt. Erfahren habe ich es aber erst im August 2013, nachdem ich einen Selbstmordversuch begangen habe. Ich kam in die Klinik und lernte dort damit zu leben.
Und nun zu meiner eigenen kleinen Geschichte. Vor der Klinik konnte ich keine Gefühle zulassen. Mein Freund, noch meine Familie kamen an mich ran. Eine Umarmung? Zu der Zeit undenkbar. Meinen Freund küssen? Eine Qual! Mit Freunden über meine Probleme sprechen? Niemals. Meine Schulzeit hat mich sehr geprägt, denn ich bin dort gemobbt worden, es ging so weit, dass ich meine Mitschüler bei der Polizei angezeigt habe. Ich ging kaum zur Schule, hatte schlechte Noten und musste die 9te Klasse wiederholen. Ich war depressiv. Wusste es aber nicht. Nichtmal die Psychologen im SPZ (Sozial pädagogisches Zentrum) haben mir richtig geholfen.
Die Frage meiner Mutter ob ich nicht Borderline hätte, wurde abgetan mit dem Satz sie ist zu jung jeder Jugendliche macht so was durch. Doch war es normal mit dem Alter von 11/12 Jahren sich die Arme und Beine aufzuschneiden?? Eigentlich nicht. Ich bin Borderlinerin. Bilder sind sehr wichtig für mich, denn dort hängen Erinnerungen dran die sehr kostbar sind. Es sind Abende mit meinen Freunden die mir zeigen wie wertvoll ich und das Leben ist und dass ich trotz meiner Erkrankung in ihren Augen ein wunderbarer Mensch bin. Und alle Borderliner sind dies.